Dienstag, 15. Oktober 2013

chaOScacher on Tour - Mit dem "FlixBus" nach Berlin

Osnabrück/Berlin. Nachdem das Monopol der Deutschen Bahn, welches durch ein Gesetz aus dem Dritten Reich geschützt wurde, durch ein Gesetz gekippt wurde haben sich schnell einige Firmen gefunden, welche mit Hilfe von Fernbussen verschiedene Klein- und Großstädte Deutschlands verbinden. Da dies auch für Geocacher eine günstige Variante ist zwischen Städten zu pendeln habe ich mir einen Test verschiedener großer Fernbus-Unternehmen über mehrere Monate vorgenommen.

Test 1: Flixbus

Der Plan
Durch den Berufsgeocacher bin auf das Unternehmen "FlixBus" aufmerksam geworden. Ich merkte schnell, dass der Fernbus-Markt stark umworben wird und beobachtete in Facebook auch die neu angebotenen Strecken und Spezials von "Mein Fernbus" und "ADAC Postbus". Nach mehreren Wochen  habe ich beschlossen alle Fernbusse zu testen, welche Osnabrück mit weiteren großen Städten Deutschlands verbinden. Dies ist bisher bei den obigen drei genannten der Fall. Sollten weitere hinzu kommen werden diese auch unabhängig getestet.

Die Ticketbuchung und Reiseplanung
Bild 1: Berlin-Spezial Werbung von FlixBus
Als "FlixBus" in Facebook ein Berlin-Spezial ab 1 € anbot zögerte ich nicht lange und buchte ohne zu wissen, ob ich an dem gewählten Datum Urlaub erhalten würde. Die Tickets waren wohl innerhalb einer Stunde deutschlandweit vergriffen. Schnell waren die 4 € für zwei Personen (Hin- und Rückfahrt) per PayPal überwiesen und der Urlaub am nächsten Tag genehmigt. Ebenso schnell fand sich auch eine zweite reiselustige Person.
Über Couchsurfing wurden einige Personen in Berlin angeschrieben um eine Übernachtungsmöglichkeit und Insider-Tipps für den Hauptstadt-Trip zu erhalten. Nach einer Weile war auch diese Frage gelöst und im Stadtteil Charlottenburg wurde uns ein Nachtlager in einer Studenten-WG angeboten. Ohne einen Plan in die Hauptstadt zu fahren sollte aber auch nicht sein. So nahmen wir uns vor das Festival of Lights, das Berliner Dungeon und den Mauerpark Flohmarkt zu besuchen. Außerdem wollten wir uns Zeit für einige spontane Insider-Tips unseres Gestgebers nehmen.

Wartezeit und Anwendungen
Wie vom Reiseanbieter empfohlen fanden wir uns 15 Minuten vor der Abfahrtszeit am ZOB am Osnabrücker Hauptbahnhof mit unserem wenigen Gepäck ein und warteten zusammen mit einigen anderen Fernbusreisenden im Schutz eines kleinen Wartehäuschens bei regnerischem Wetter auf den Bus. Ein wenig ungehalten über die geringen Verspätungs-Informationen aller Anbieter waren die meisten Wartenden, aber auf gezielte Twitter-Anfragen reagierte zumindest FlixBus schnell und mit begründender Antwort. Zeitgleich mit dem "FlixBus" aus Münster traf auch ein "Mein Fernbus" auf dem Weg nach Berlin mit 40 Minuten (Stau-)Verspätung aus Münster in Osnabrück ein. Ich empfahl eine App zu Entwickeln in der aktualle Verspätungen, als auch Standort der verschiedenen Busse angezeigt werden. Diese scheint sich laut FlixBus bereits in Entwicklung zu finden.

Einstieg und Abfahrt
Bild 2: Start der zwei konkurrierenden Giganten in Osnabrück
In Osnabrück stiegen insgesamt acht Fahrgäste in den Flixbus und mehr in den des Konkurrenzunternehmens. Der Busfahrer scannte schnell und routiniert die Fahrkarten, verstaute das Gepäck der Fahrgäste und schon waren wir on the Road gen Osten. Im Bus fand sich schnell ein Sitzplatz und in den gemütlichen und modernen Sitzen lies sich die Reise gut genießen. Einige Reisende luden bereits ihre elektronischen Geräte über die in der Decke über jedem Sitzpaar installierte Steckdose auf. Somit lässt sich auch über längere Strecken über Laptop/Tablet oder Handy arbeiten oder auch Medien genießen. Ein erster Speed- und Verbindungs-Test des an Bord befindlichen offenen WLAN-Netzes ergab ein ernüchterndes Ergebnis von 0,0 MB Down- und Uploadrate. Auch weitere Tests ergaben kein besseres Ergebnis. Schade, denn dies wird mitunter auf der Internetplattform des Anbieters beworben. Die meisten wählten sich somit in die Mobilfunktnetze ein. Eine Lampe über jedem Platz versorgt alle Leseratten, die auf die nicht elektronische Papiervariante zurückgreifen wollen mit ausreichend Licht um die mitgebrachte Lektüre zu genießen. Ich machte mich daran die Schullektüre "Maus" (sehr lesenswertes und emotional ergreifendes Comic über den Holocaust) zu lesen, welche ich mir in der ruhigen Busatmosphäre zu Gemüte führen konnte. Das ein oder andere Mal musste ich den Inhalt des Buches erst einmal verarbeiten und selbiges einige Minuten zur Seite legen. Nach einem Zwischenstop in Hannover erreichten wir mit einer Stunde Verspätung den ZOB Berlin nahe des Messegeländes der Spree-Stadt.
In der Buslinie, welche uns direkt zu unserer Gastgeber-WG fahren sollte, besorgten wir uns die City Tour Card Berlin für 48 Stunden im Bereich AB für 16,90 €. Diese lege ich jedem Wochenendtouristen in unserer Hauptstadt nahe, da so eine flexible Erkundung möglich ist.

Couchsurfing: Neue Lebensweisen kennenlernen
Unser Gastgeber begrüßte uns trotz der vorangeschrittenen Stunde in der Wohnung, welche wir erreichten indem wir einen ruhigen Innenhof durchquerten. In dieser war sofort die Reiseerfahrung unseres Hosts zu erkennen, was sofort für genug Gesprächsstoff sorgte. In dem Geheimtipp "Cafe Bilderbuch" wurde bei Bier, Berliner Weisse und anderen Getränken die ein oder andere Couchsurfing-Geschichte und politische Meinung ausgetauscht. Als letzter verließen wir dann zu Ladenschluss die Lokalität.
Am nächsten Morgen konnte nach einer frischen Dusche mein erstes (bewusstes) veganes Frühstück genossen werden und der Tag in der Regierungsstadt begonnen werden.

Ein gruseliger (Cache-)Samstag in Berlin
Bild 3: Gedenkstätte nahe des Brandenburger Tores
Mit unserer Fahrkarte erkundeten wir die wolkenverhangene Hauptstadt per Bus, U- und S-Bahn und besuchten einige der typischen Touristen-Hot-Spots wie den Alexanderplatz, Sony-Center, Brandenburger Tor, Unter den Linden, Straße des 17. Juli und das Reichstagufer.
Besonders berührt hat mich eine Gedenkstätte hinter dem Brandenburger Tor, welches sich mit der Geschichte der Verfolgung von Sinti und Roma während des Dritten Reiches beschäftigt. Viele der Orte aus der bereits erwähnten Schullektüre fanden sich dort wieder und ich bekam einen weiteren beängstigenden Eindruck des Schreckens des Holocaust.

Bild 4: Eingang des Berlin Dungeon
Ein besonderes geplantes Highlight war der Besuch des Berlin Dungeon mit Halloweenspezial. Nach einer Stunde Wartezeit konnten wir uns mit 36 Anderen in die schaurigen und stimmungsvollen Räume begeben und wurden von den Schauspielern in die Show mit eingebunden. Ich habe meinen Kopf verloren und eine schreckhafte Junggesellin erhielt ein Holzschild mit der Aufschrift "Die Braut die sich traut". Sie musste besonders oft in dem Programm herhalten und leiden. Da ich den Besuch sehr empfehlen kann will ich hier nicht Spoilern und kann euch sagen, dass die Darsteller eine Klasse arbeit machen und der Eintrittspreis voll gerechtfertigt ist.

Bild 5: Lego-Giraffe am Sony-Center
Vor dem geplanten Abendprogramm wurden noch einige Geocaches gesucht. Den Anfang machte Marx-Engels-Forum (reloaded) (GC3J2TY) in der Namensgebenden Denkmalanlage in Berlin-Mitte und führte uns zum Berlin's Second (but first virtual) Cache (GC57DD), dem markanten urbanen Berliner Mauerstück am Sony Center. Der krönende Abschluß gelang uns dann am berühmt berüchtigten Lego - einer ist zuviel (GC13Y2Y). Mit einigen anderen anwesenden Geocachern untersuchten wir die große Giraffe auf der auch einige Kinder herumkletterten. Sie scheint wohl des Öfteren repariert werden müssen. Nach genauer Untersuchung gelang der glückliche Griff und das kleine Logbuch lag in unseren Händen. Kaum gefunden setzte stärkerer Regen ein und die Entscheidung zur Stärkung vor dem "Festival of Lights" wurde in einer amerikanischen Pizzabäckerei in die Tat umgesetzt. Als die kalorien- und fettreiche Mahlzeit verputzt war sollte unser Weg und zu den Illiminationen des bereits erwähnten Festivals an markanten Bauwerken in der gesamten Innenstadt führen, aber dieser Plan sollte Buchstäblich ins Wasser fallen. Ein Wolkenbruch mit Blitz und Donner machte uns einen Strich durch die Rechnung. Somit führte uns unser Weg mit der Linie 100 lediglich an einigen wenigen angestrahlten Attraktionen wie der Siegessäule, dem Brandenburger Tor und dem Lustgarten vorbei.
Unser Gastgeber begrüßte uns wieder freundlich und zeigte uns noch einige lustige Clips und Filme, welche ihn sehr prägen und seine (politische) Einstellung deutlich machten. Ich fand es in diesem Umfeld sehr schön ein wenig über die Menschen und die Stadt zu Erfahren.

Flohmarkt und /vegetarischer/veganer Brunch
Bild 6: Frühstücks-Buffet
Am Sonntagmorgen wurden die Taschen schnell gepackt und zusammen mit dem Host der 45-minütige Weg zum Mauerpark Flohmarkt angetreten. Dieser ist schon lange kein Geheim-Tip mehr und zieht viele Touristen an. Wer früh genug kommt muss sich hier nicht durch die Massen quetschen. So konnte ich noch ein Schnäppchen machen und ein wenig mehr Berliner Kultur sehen. Im Anschluß nahmen wir einen kurzen Weg in Kauf um uns bei einem vegetarisch/veganen Brunch im "Cafe Morgenrot" (Kollektivbetrieb) rechtzeitig einzufinden. Bereits vor Ladenöffnung bildet sich hier eine Schlange hungriger Frühaufsteher, welche auf Einlass warten. Zum Flair des Ladens trägt direkt daneben das Haus der "Kastanienallee 86" bei, welches von Akivisten (ka86.de) besetzt wurde. Im Cafe, welches ohne eine Leitung betrieben wird, fanden wir noch einen Platz und konnten uns an dem reichhaltigen Buffet bedienen und mussten am Ende nur das zahlen, was es uns Wert war. Ein sehr interessantes und funktionierendes System.


Die Rückfahrt
Bild 7: Ankunfts- und Abfahrtzeiten am ZOB Berlin
Nach dem stärkenden Frühstück ging es per U-Bahn zurück zum ZOB Berlin an dem die Busse aus ganz Deutschland und einigen Teilen Europas eintreffen. Die großen Anzeigetafeln verrieten uns, dass wir noch einige Zeit hatten und erkundeten ein wenig die Gegend. Dabei fiel mir insbesondere auf, dass das Unternehmen "Mein Fernbus" auch hier bisher am stärksten vertreten ist. Als dann unser FLixBus pünktlich eintraf wurden wie auf der Hinfahrt die Koffer schnell verpackt, die Tickets kontrolliert und der voll besetzte Bus die Heimfahrt antrat. Während der Fahrt las ich weiter meine Schullektüre zu Ende. Am fehlenden Internet hat sich auch in diesem Bus nichts geändert. 20 Minuten zu früh trafen wir dann in Hannover ein wo die meisten Reisenden die Pause nutzen um sich schnell mit Fast Food einzudecken. Nach einem weiteren Sprint erreichte der Bus pünktlich Osnabrück.

Das Fazit über FlixBus
Ersteinmal positiv gestimmt mit kleinen Abzügen in der B-Note. Der (Stau-)Verspätung war zu verkraften und das (nicht vorhandene) Internet nicht zwingend notwendig. Die Busfahrer waren freundlich und der Fahrstil sehr angepasst. Auf Nachfragen der Kunden antworteten Busfahrer, als auch Mitarbeiter in den sozialen Netzwerken schnell und kompetent und gingen auf Verbesserungsvorschläge ein. Die Ausstattung der Busse geht mit den Steckdosen über die Standard-Anforderungen hinaus und die Sitze waren angenehm, auch über mehrere Stunden. Die Reisenden setzten sich vorwiegend aus jüngeren Leuten, vorwiegend Studenten zusammen, aber auch ältere Menschen waren an Bord. Die Atmosphäre wärend der beiden Fahrten war sehr ruhig und entspannt.

Wer sich für die Fahrt mit Fernbussen entscheidet sollte ein wenig Zeit mitbringen und im Anschluß keine Termine haben, denn Verspätungen und die längere Fahrtzeit werden deutlich merkbar. Dennoch rechtfertigt der günstige Preis der Bahn oder dem Auto gegenüber dies.





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